revisiting Hume: sympathisieren – Sympathie



In den folgenden Artikeln – mit heute beginnend – werde ich einige aufeinander folgende Abschnitte aus dem zweiten Band von Humes dreibaendigem Jugendwerk „Eine Abhandlung ueber die menschliche Natur“ veroeffentlichen. Thema dieser Abschnitte ist das Zentrum des Menschlichen – im traditionellen philosophischen Sprachgebrauch mit Moralitaet bzw. Ethik bezeichnet: Gemaesz Humescher Auffassung von ‚philosophieren‘ – wie ich sie aus seinen Texten entnehme – geht es genauer um die Kreation des Zwischenmenschlichen und wie es vom jeweils eigenen Innermenschlichen ermoeglicht werden kann. Metaphysisch formuliert: Wie werden aus Egoisten Altruisten? Der dazu passende christliche Terminus duerfte „Naechstenliebe“ sein.

Meine deutschen Texte sind Transpositionen der englischen. D.h. ich rekonstruiere Hume-Texte in deutsche, indem ich die englischen in einen von mir ausgewaehlten und charakterisierten Rahmen setze. Die bisher in diesem Blog veröffentlichten Texten entsprechen diesem Rahmen weitestgehend auch schon. Ich verwendete in den Texten über ’sympathisieren‘ entschiedener Termini, die meinem ‚physistisch philosophieren‘  gemaeszer sind. Wie immer bei solchen Anlaessen weise ich darauf hin, dass viele griffige Bezeichnungen von Rolf Reinhold stammen. Ich habe und hatte bisher nicht die Energie sie in vergleichbarer Qualitaet selber zu finden.

Mein Rahmen ist im Wesentlichen gepraegt

  • durch Rolf Reinholds Rahmen ‚Physistik‘,
  • durch die Annahme, dass Hume philosophierend von ‚hinsehen‘ und ‚(neuro) physiologischen Kenntnissen ausging.
  • durch mein ‚physistisch philosophieren‘
  • durch das Kriterium ‚Stimmigkeit‘.
  • durch jede einzelne Entscheidung englische Termini und Syntax in ganz bestimmter Weise entsprechend meines Gebrauchs des Deutschen zu rekonstruieren.

Dies ergibt im Ergebnis ein konsequentes Uebertragen, das triviales Uebersetzen ausschlieszt. Letzteres duerfte m.E. untauglich sein um herauszufinden, ob aeltere philosophische Texte ueberhaupt Anregungen für Loesungen von gegenwaertige Probleme geben können. Aeltere, von einem metapyhysisch geprägten Rahmen ausgehende  Hume-Uebersetzungen – wie z.B. die von Kirchmann – hindern aus meiner Sicht den Leser daran, sich Vorstellungen von der Art und Weise des Humeschen ‚philosophieren‘ machen zu können. Hinweise anderer Uebersetzer oder von Herausgebern, dass eine bestimmte Hume-Uebersetzung ’nahe am Orginal‘ sei und damit ’nah am Humeschen Gedankengut‘ halte ich fuer fragwuerdig.* Dies entspricht aus meiner Sicht lediglich der verbreiteten Gewohnheit inhaltliche Korrektheit zu behaupten, ohne den jeweils eigenen Uebersetzungsrahmen zu reflektieren. Es gibt vereinzelte Hinweise darauf, dass auch ausgewiesene Fachleute meine Sichtweise teilen.

*Wolfgang Sohst – Herausgeber einer Neuauflage der von Theodor Lipps verfassten 100Jahre alten Hume-Uebersetzung der „Abhandlung über die menschliche Natur – folgte in seinem Vorwort der Idee einer moeglichst behutsamen Modernisierung der Lippschen Uebersetzung. D.h. der Lippsche Text wurde an die neuste Rechtschreibung angepasst und einer stilistische Modernisierung unterzogen. Inhaltliche Optimierungen im Sinne eines stimmigeren Bezuges zwischen heute und gestern wurden unterlassen. Grund für diese Zurueckhaltung sei die Qualitaet  der Lippschen Uebersetzung, die eine ‚gewinnbringende Naehe zum Humeschen Gedankengut‘ aufweise. Ich vermisse Erläuterungen von Lipps über seinen Rahmen, innerhalb dessen er übersetzte. Oder ging er davon aus, dass der sich von selber versteht? (Vgl. David Hume: Traktat über die menschliche Natur. Berlin (xenomoi) 2004, S. 1.)
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Gemeinsam geteilte Werte ergeben sich aus gemeinsamem Handeln


Der Mainstream der rationalistisch gepraegten Philosophie geht seit Jahrhunderten davon aus, dass menschliches Handeln durch Vernunft, den Willen, durch Denken, und in folge dieser Erkenntnisse durch absichtliches Streben gelenkt werden koenne. Entsprechend finden sich kulturelle Haltungen und Einstellungen wie sie folgende Termini dokumentieren: Sei doch vernuenftig! Reiss dich doch mal  zusammen!  Streng dich an, dann klappt’s schon! u.a.m. Die Auffassung ,jemand muesse nur zur Besinnung gebracht werden, dann werde er schon zur Vernunft kommen, rechtfertigt im Interesse aller jede Art von Massnahme gegenueber Einzelnen. Es scheint mir privat und oeffentlich feststellbar, dass derartige Appelle und Massnahmen auf das Handeln jedes mit jedem bzw. aller mit allen wenig Einfluss haben duerfte.

Dennoch wird oeffentlich und privat an derartigen Auffassungen unbeirrt festgehalten. Dies duerfte u.a. eine Folge von Enkulturation sein. Sie macht Menschen unempfaenglich fuer das, was ihr Handeln von Anfang ihres Lebens an bestimmt; vermutlich weil es sie schon bestimmte, als Eigenstaendiges noch kaum entwickelt war. Zwischen den Menschen ergibt sich so z.B. die allzu menschliche Neigung den Balken im eigenen Auge zugunsten von Splittern in den Augen anderer zu uebersehen. Ein vergleichbare Empfindungslosigkeit fuer eigene Selbstverstaendlichkeiten – und einer daraus folgenden Distanz- und Kritiklosigkeit für Eigenes – duerfte auch Philosophen aller Zeiten bestimmt haben. Erinnerungen an ihre jeweilige Enkulturation duerften auch ihnen in der Regel kaum zugaenglich sein. Eigene Sichten, Werte und eigenes Verhalten gelten so allzu oft als notwendig gegeben und werden mit Ewigkeitswert ausgestattet. Meinen Kenntnissen nach ueber Metaphysik folgend, gehe ich davon aus, dass auf der Basis dieser kulturell erworbenen Sichten und Werte in der Metaphysik allgemein menschlich gültige Vernunftkonzepte konstruiert und so als Impulsgeber fuer Rat und Tat angesehen werden.

Hume scheint Aehnliches aufgefallen zu sein. Die Vertreter der Metaphysik, so schrieb er zu Beginn seiner ‚Untersuchung ueber den menschlichen Verstand’„… gehen davon aus, dass der Mensch vor allem als ein denkendes anstatt als handelndes Lebewesen betrachtet werden sollte und deshalb kuemmern sie sich hauptsaechlich darum, sein Denken zu verbessern anstatt Zwischenmenschliches. Fuer sie ist Letzteres ein Gegenstand von Spekulationen, das sie eng fokussierten Untersuchungen unterziehen, um so Prinzipien zu finden, die unser Denken regulieren und unsere Empfindungen wecken. Sie fordern uns dann auf, jedes einzelne Ereignis, jede Handlung und jedes Verhalten gemass dieser Prinzipien entweder gut zu heissen oder zu verwerfen.“ (Untersuchung ueber den menschlichen Verstand I, 2)

Da Metaphysiker vernuenftiges Denken zum Motor des menschlichen Handelns erklaerten, behaupteten sie, dass alltaegliches zwischenmenschliches Handeln keine grundlegende Funktion fuer das Entwickeln eigener Werte und der eigenen Faehigkeiten fuer Zwischenmenschliches haben könne. Diesem Ansatz widersprach Hume grundlegend, gruendlich und umfassend, in dem er vom ‚hinsehen‘ auf sein eigenes Handeln und auf das anderer ausging – es folgte die philosophiegeschichtlich dokumentierte Marginalisierung seines ‚philosophieren‘ durch Metaphysiker.

Auszüge aus dem III. Band des Treatise of Human Nature ( Abhandlung über die menschliche Natur)

Handeln anderer beeinflusst das individuelle Handeln

Wuerden Menschen ganz selbstverstaendlich davon ausgehen, dass die in einer Gesellschaft praktizierte Zwischenmenschlichkeit  keinen Einfluss auf Neigungen und Handlungen haette, dann wuerde man sich nicht die Muehe machen, die Menschen immer wieder zu entsprechendem Verhalten  anzuhalten. Nichts waere dann nutzloser, als die Vielzahl einzelner Regeln und Vorschriften, die entsprechende Fachleute reichlich produzieren.

Ueblicherweise unterscheidet man zwischen theoretischer und praktischer Philosophie. Praktische Fragen moralischer Standards werden unter der letzteren abgehandelt. Auch dies unterstellt, dass die in einer Gesellschaft praktizierte Mitmenschlichkeit individuelle Neigungen und Handlungen beeinflussen und dass dieser Einfluss ueber das hinausgeht, was die in aller Ruhe, ungestoert gefaellten Schlussfolgerungen menschlichen Denkens leisten koennen. Diese Einschaetzung wird durch die  allgemeine Erfahrung bestaetigt, der Menschen entnehmen koennen, dass

  • Menschen vor allem ihre Pflichten tun
  • Menschen Handlungen unterlassen, die allgemein fuer ungerecht gehalten werden
  • Menschen im Rahmen ihrer Pflichterfuellung gedraengt werden können anderes zu tun, als sie selber wollten.

Treat. 3.1.1.5

Regeln des Handelns bilden sich im Zusammenwirken aller

Wenn also die in einer Gesellschaft praktizierte Mitmenschlichkeit unser Tun und unsere Neigungen beeinflusst, dann könnte man daraus vermuten, dass mitmenschliche Werte nicht dem Denken entstammen und – wie ich bereits mit Hinweisen auf andere Aspekte deutlich gemacht haben – auch niemals einen vergleichbaren Einfluss haben können. Gesellschaftsweit praktizierte Mitmenschlichkeit ruft ähnliches Engagement der Menschen hervor und produziert oder verhindert ‚menschlich handeln‘.  Das Denken allein versagt hier völlig. Die Regeln mitmenschlichen Handelns dürften deshalb keine Ergebnisse unseres Denkens sein.
Treat. 3.1.1.6

Orginal

Action evokes morality

If morality had naturally no influence on human passions and actions, ’twere in vain to take such pains to inculcate it; and nothing wou’d be more fruitless than that multitude of rules and precepts, with which all moralists abound. Philosophy is commonly divided into speculative and practical; and as morality is always comprehended under the latter division, ’tis supposed to influence our passions and actions, and to go beyond the calm and indolent judgments of the understanding. And this is confirm’d by common experience, which informs us, that men are often govern’d by their duties, and are deter’d from some actions by the opinion of injustice, and impell’d to others by that of obligation.
Treat. 3.1.1.5

Action before reason

Since morals, therefore, have an influence on the actions and affections, it follows, that they cannot be deriv’d from reason; and that because reason alone, as we have already prov’d, can never have any such influence. Morals excite passions, and produce or prevent actions. Reason of itself is utterly impotent in this particular. The rules of morality, therefore, are not conclusions of our reason.
Treat. 3.1.1.6

Eigenstaendig Philosophieren

Zwei Jahre nach dem Erscheinen der ersten beiden Baende der Abhandlung Ueber die menschliche natur schrieb Hume 1740: Die Philosophie, fuer die „…ich hier eintrete, scheint mir derartig faszinierend Neues zu beschreiben, sodass …[sie] die Aufmerksamkeit der Oeffentlichkeit verdient.“*

*Im Vorwort der ZUSAMMENFASSUNG UEBER EIN KUERZLICH ERSCHIENENES BUCH mit dem Titel ABHANDLUNG UEBER DIE MENSCHLICHE NATUR, 1741.

Die Aufmerksamkeit blieb damals aus. Hume entschloss sich – anonym – Werbung in eigener Sache mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Gedanken der ABHANDLUNG zu machen, „um die Leserschaft zu vergroeßern“ (ebd.) Die Kritik christlich-religioeser Fundamentalisten war die einzige Antwort, aber sie war fuer den von Hume gewuenschten philosophischen Diskurs untauglich. Sie hat Hume Schaden zugefuegt.  Hume resuemiert: “ Ich werde mich damit begnuegen muessen, eine Zeitlang geduldig darauf zu warten, bis die Meinung der gelehrten Welt diesen Darlegungen wird zustimmen koennen.“ (ebd.) Eine breite Zustimmung zu den Hume’schen Darlegungen ist bis heute ausgeblieben. Acht Jahre spaeter in der ENQUIRY  CONCERNING HUMAN UNDERSTANDING erwaehnt er das Schweigen auf die Veroeffentlichung seiner Philosophie als moegliche Folge seines jahrelangen und weltabgeschiedenen Forschens in seiner eigenen „inneren Fabrik“. Ueber diese energieverbrauchende und zeitlich ausgedehnte Arbeit, habe er wohl vergessen, dass er ein soziales Wesen sei*, bzw. Beschraenkungen durch andere akzeptieren muesse,  koennte man aus seinen Darlegungen schließen.

*Vgl. UNTERSUCHUNGEN UEBER MENSCHLICHES DENKEN I,7. Ueblicherweise heißt der deutsche Titel Untersuchung ueber den menschlichen Verstand. Weil ‚VERSTAND‘ aber metaphysische Mitbedeutungen assoziiert, die m.E. nicht zum Hume’schen Philosophieren passen und deshalb auch den Zugang dazu mindestens erschweren, habe ich ihn veraendert. Ich werde dazu noch spaeter Naeheres erlaeutern.

Der wissenschaftlichen Welt seiner Zeit und ihren aufgeklaerten Buergern scheint entgangen zu sein, welche reiche Moeglichkeiten des Philosophierens Hume’s Veroeffentlichungen boten.


Habe Mut,

Dich ohne fremde Leitung Deines eigenen Denkens zu bedienen.

Hume ging davon aus, dass seine Philosophie jedem Menschen eigenstaendige Antworten wuerde ermoeglichen koennen, was dem aufgeklaerten Ideal seiner Zeit „handeln und denken ohne Bevormundung durch Autoritaeten“ entsprach. „Derartige gewagte Versuche, wie dieses Buch sie unternommen hat,“, so faehrt er in der ZUSAMMENFASSUNG fort, „scheinen mir in jedem Fall von Vorteil fuer die weltweite Wissenschaftsgemeinschaft, denn sie schuetteln das Joch der Autoritaeten ab und koennen Menschen daran gewoehnen eigenstaendig zu denken. Sie geben Anregungen, die bereits eigenstaendig denkende Menschen produktiv weiter verfolgen koennen und fordern zum Widerspruch heraus, weil sie Sachverhalte erlaeutern, deren implizite Irrtuemer bisher noch niemand aufgefallen sind.“ (Im Vorwort der Zusammenfassung.)

Mit diesem Ansatz Anleitung und Anregung zum eigenstaendigen Handeln und Denken geben zu wollen, unterscheidet sich Hume’s Philosophie deutlich von metaphysischen Philosophien, weshalb in ihr m.E.– abgesehen von gleichen Lautzeichenfolgen* – keine Beruehrungspunkte mit diesen zu finden sind. Seine Empirie entspricht nicht der Empirie wie Metaphysiker bzw. Philosophen des Geistes, der Sprache oder Materialisten sie fassen. Er hat weder eine neue Erkenntnistheorie, noch eine neue Kausalitaetstheorie entwickelt. Seinen vielfaeltigen Beschreibungen sind derartige Konstrukte m.E. nur zu unterstellen, wenn man vieles ueberliest.

*“Lautzeichenfolge“ steht für Wort.


ASPEKTUALISIEREN

Seine experimentelle Methode des Philosophierens geht vom Prinzip des ASPEKTUALISIEREN aus. D.h. er geht um die Dinge herum, die er zum Thema macht. Betrachtet sie von allen Zeiten, beschreibt, was er sieht und ueberlaesst es dem jeweiligen Leser, zu pruefen und eigenes zu schlussfolgern. Dies scheint Hume-Forscher zu irritieren. Es wird nach eindeutigen, klar definierten Auffassungen Hume’s geforscht. Es werden ihm Unterlassungen, Widerspruechlichkeiten und Banalitaeten unterstellt.

So wird z.B. zu Humes Beschreibungen, wie Erfahrungen und Gewohnheit unser Denken ueber die Welt bestimmen, kommentiert: „… die Entstehung unserer Meinungen ueber die Welt richtig zu erklaeren, heißt nicht, einen Beleg dafuer zu liefern, dass unsere Meinungen ueber die Welt auch richtig sind.“ *

*Jens Kuhlenkampff: David Hume. Muenchen 1989, S. 71.

Hume erlaeuterte dazu: Wenn ich die menschliche Neigung, eine Vielzahl aehnlicher aufeinanderfolgender Ereignisse als Ursache-Wirkungs-Beziehungen aufzufassen, mit Gewohnheit bezeichne, “ … bedeutet dies nur, dass ich ein Wort verwende, ohne damit eine letzte unhintergehbare Begruendung zu liefern. Ich weise lediglich auf ein Muster menschlichen Verhaltens hin, dass allgemein anerkannt wird und das mir in seinen Auswirkungen wohl vertraut ist.“ * Und er fuegte hinzu: ‚Eventuell wird es uns eines Tages moeglich sein, mehr darueber herauszufinden.*

*Hume: UNTERSUCHUNG ÜBER MENSCHLICHES DENKEN V,5.


KAPIERBARes Philosophieren

Hume wollte Menschliches kapierbar darstellen. Dabei dachte er an einen eigenstaendig denkenden und handelnden Leser oder zumindest an einen, der dies sein moechte. Diesen moechte er mit von ihm entdeckten Hinweisen – anstatt mit Wahrheiten – darin unterstuetzen, eigene Antworten auf Fragen zu finden. Dabei zu behaupten, das eine waere ‚richtig‘ und das andere ‚falsch‘ koennte im Kontext Hume’scher Philosophie bedeuten in voraufklaererische Denkweisen zurueckzufallen. Hume hat meiner Meinung nach fuer sich aus seinen Beobachtungen Schlussfolgerungen gezogen – die er fuer zutreffend hielt – und die er anderen diskursiv zur Verfuegung stellte.

Werbung in eigener Sache

David Hume über seine erste Veröffentlichung EINE ABHANDLUNG ÜBER DIE MENSCHLICHE NATUR in einer anonym veröffentlichten Zusammenfassung. Die ABHANDLUNG war aus seiner Sicht als ‚Totgeburt aus der Druckerpresse gefallen‘.

„Die Arbeit, die ich hier dem Leser mit einer Zusammenfassung anbiete, wurde als dunkel und schwer verständlich beklagt und ich neige der Ansicht zu, dass dies in gleichem Maße von ihrem Umfang als auch durch die Abstraktheit ihrer Argumente befördert wurde. Wenn es mir also gelänge, diese Schwierigkeiten in jeder Hinsicht  auszuräumen, sollte ich mein Ziel erreichen können.

Das Buch, für das ich hier eintrete, scheint mir derartig neue und faszinierende Sichtweisen zu beschreiben, sodass es die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit verdient. Sollte es sich insbesondere ergeben, dass die Philosophie, die ich anbiete, Gehör und Akzeptanz findet, dann müssen wir den größten Teil unserer wissenschaftlichen Grundlagen revidieren. Derartige gewagte Versuche, wie ich sie in diesem Buch unternommen habe, scheinen mir in jedem Fall von Vorteil für die weltweite Wissenschaftsgemeinschaft, denn sie schütteln das Joch der Autoritäten ab und können Menschen damit  vertraut machen, eigenständig zu denken. Sie geben Anregungen, die kreative Menschen produktiv weiter verfolgen können undsie fordern zum Widerspruch heraus, weil sie Sachverhalte erläutern, deren Probleme bisher noch niemand aufgefallen sind.

Ich werde mich solange damit begnügen müssen,  geduldig darauf zu warten, bis die Meinung der gelehrten Welt diesen Darlegungen wird zustimmen können.“

DAVID HUME: AN ABSTRACT OF A BOOK lately Published; entituled, A TREATISE OF Human Nature,  &c., PREFACE. Im englischen Orginal nachzulesen bei http://www.davidhume.org/