revisiting: sympathy 4


Transposition

Abhandlung ueber die menschliche Natur 2.1.11.5/6

2.1.11.5

Es scheint so zu sein, dass menschliche Individuen von Natur aus einander sehr aehnlich sind. Diese Aehnlichkeit macht es erklaerlich, dass ein ICH bei einem anderen ICH Empfindungen bzw. Muster von Empfindungen bemerkt, die es parallel dazu bei sich entdecken kann. Das Prinzip „Aehnlichkeit“ duerfte fuer die Denkfabrik „Gehirn“ wie fuer den Koerper gelten. Denn auch wenn Koerperteile von Individuen sich voneinander in Form und Groeße unterscheiden, so bleibt deren anatomische Beschaffenheit und Zusammenstellung im Allgemeinen gleich.

Die Aehnlichkeit zwischen Individuen duerfte fuer jedes ICH eine sehr große Rolle spielen und sie scheint trotz der Variationsvielfalt von Individuen bewahrt werden zu koennen. Die Aehnlichkeit zwischen Individuen duerfte sehr viel dazu beitragen koennen, dass ein ICH Zugang zu den Empfindungen eines anderen ICH erhaelt und nutzbringend und zu seiner eigenen Freude fuer die Kommunikation verwenden kann. Entsprechend scheint es die graduelle Wirksamkeit der Sympathie zu beeinflussen, wenn – außer der allgemeinen Aehnlichkeit natuerlicher Anlagen von Individuen – weitere spezifische Aehnlichkeiten wie Sitten, Charakter, Land und Sprache hinzukommen. Je enger der Kontakt durch diese Aehnlichkeiten zwischen einem ICH und einem anderen ICH ist, desto leichter duerfte ein ICH fantasierend einen Wechsel von den sensorierbaren Anzeichen der Empfindungen des anderen ICH zu seinen Empfindungen herbeifuehren koennen. Dieser Wechsel duerfte im Zusammenhang mit einer lebhaften Vorstellungs- und Empfangsbereitschaft stehen, die kontinuierlich eine Vorstellung von mir selber kreiirt.

2.1.11.6

Die Aehnlichkeit von Individuen duerfte aber nicht der einzige Zusammenhang sein, der auf diese Weise wirkt. Deren Wirkung duerfte auch von anderen Zusammenhaengen – die diese begleiten – verstaerkt werden koennen. Die Empfindungen eines anderen ICH haben einen geringen Einfluss auf mich, wenn es weit von mir entfernt sind. Es duerfte vermutlich der Kontext einer raeumlich nahen Gleichzeitigkeit noetig sein, um Empfindungen vollstaendig teilen zu koennen. Blutsverwandtschaftliche Beziehungen – eine Art kausaler Zusammenhang – duerften manchmal den gleichen Effekt haben, aehnlich wie jede Art zwischenmenschlicher Beziehungen, die in der gleichen, oben beschriebenen Weise etwas in Gang bringen duerften wie auch Erziehung und Gewohnheit. Dazu aber spaeter mehr.

Im Rahmen aller diese Beziehungen bzw. Zusammenhaenge duerfte es moeglich sein, eine ‚impression‘ d.h.eine lebhafte, starke eigene Empfindung auf die Vorstellung von Gefuehlen oder Empfindungen anderer zu uebertragen (zu der uns interindividuell sensorierbare Zeichen anregen), um so in der staerksten und lebhaftesten Art und Weise eigene Empfindungen zu empfangen.

Zu Beginn dieser Abhandlung habe ich festgestellt, dass alle schwachen und blassen Empfindungen (‚ideas‘) starke, lebhafte Empfindungen (‚impressions‘) nachahmen duerften. Beide Arten von Empfindungen unterscheiden sich lediglich durch die verschiedenen Grade ihrer Staerke und Lebhaftigkeit, die ein Mensch empfindet. Die Bestandteile der unterschiedlichen Empfindungen duerften gleich sein. Auch die Art und Weise der Konstellationen der beiden Empfindungsarten duerften einander entsprechen. Auch duerfte eine lebhafte ‚idea‘ von etwas sich immer einer ‚impression‘ annaehern koennen. Allein die Staerke bestimmter Fantasien z.B. kann einen Menschen sich krank fuehlen und Schmerzen empfinden lassen. Ja, er kann sorgar richtig krank werden, wenn er oft daran denkt.

Doch am bemerkenswertesten duerfte sein, dass es prinzipiell moeglich ist, denkend und fuehlend lebhafte ‚ideas‘ in eine ‚impression‘ zu verwandeln. Die eigenen Empfindungen duerften wahrscheinlich vom ICH abhaengen, d.h. von inneren Prozessen und Aktivitaeten des Individuums als von irgendeinem anderen aeuszeren Reiz. Begruendungen und Erklaerungen entstehen vermutlich gleichfalls durch fantasieren und kreiieren lebhafter ‚ideas‘.

Dies alles duerfte die Natur und die Ursache der Sympathie ausmachen. Auf diese Weise duerfte ein ICH zu begruendeten Vermutungen ueber Einstellungen und Empfindungen eines anderen ICH kommen koennen, wann immer es Anzeichen dafuer sensorieren kann.

Original

Treatise of Human Nature 2.1.11.5/6

2.1.11.5

Now ’tis obvious, that nature has preserv’d a great resemblance among all human creatures, and that we never remark any passion or principle in others, of which, in some degree or other, we may not find a parallel in ourselves. The case is the same with the fabric of the mind, as with that of the body. However the parts may differ in shape or size, their structure and composition are in general the same.

There is a very remarkable resemblance, which preserves itself amidst all their variety; and this resemblance must very much contribute to make us enter into the sentiments of others, and embrace them with facility and pleasure. Accordingly we find, that where, beside the general resemblance of our natures, there is any peculiar similarity in our manners, or character, or country, or language, it facilitates the sympathy. The stronger the relation is betwixt ourselves and any object, the more easily does the imagination make the transition, and convey to the related idea the vivacity of conception, with which we always form the idea of our own person.

2.1.11.6

Nor is resemblance the only relation, which has this effect, but receives new force from other relations, that may accompany it. The sentiments of others have little influence, when far remov’d from us, and require the relation of contiguity, to make them communicate themselves entirely. The relations of blood, being a species of causation, may sometimes contribute to the same effect; as also acquaintance, which operates in the same manner with education and custom; as we shall see more fully afterwards. All these relations, when united together, convey the impression or consciousness of our own person to the idea of the sentiments or passions of others, and makes us conceive them in the strongest and most lively manner.

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