Menschenwissenschaft III


 

Hume wollte mit seiner MENSCHENWISSENSCHAFT sowohl die wissenschaftliche, gesellschaftliche und persoenliche Welt auf eine neue Basis stellen.

Seine ABHANDLUNG UEBER DIE MENSCHLICHE NATUR dokumentiert sowohl eine Vielzahl von Sachverhalten als auch seine Art und Weise darueber nachzudenken, außerdem entsprechende Ergebnisse, die er ueberwiegend als ‚principles‘ bezeichnet. Diese ‚principles‘ sind eine Art von Behauptungen von Mustern menschlichen Verhaltens , denen er Begruendungen (reasons) zuordnet, die sich im Kontext seines Hinsehens auf menschliches Verhalten (sein eigenes mit eingeschlossen) fuer ihn ergeben haben.

 Dieses Philosophieren scheint ohne langatmige, weitlaeufige Eroerterungen nicht auszukommen. Seine „experimental reasonings“, die die Abhandlung ueber die menschliche Natur und andere seiner Schriften fuellen, sind nicht „… leicht und muehelos zu begreifen“(Abh.Einl.3). Dies duerfte u. a. daran liegen, dass beim Ueberlegen vieles beruecksichtigt wird, um das ‚principle‘ zutreffend und brauchbar herzustellen. ‚principles‘, die so entstehen, sind nicht fuer die Ewigkeit geschaffen, sondern fuer den sich kontinuierlich veraendernden Alltag von Menschen. Charakterisierungen wie „Wissen“ und „Erkenntnisse“ kommen fuer sie nicht in Frage, denn diese beanspruchen Gewissheit. ‚principles‘ duerften eher ‚begruendete Vermutungen‘ sein, die wie Hume sich aeußert, vom ‚freizuegigen Eingestaendnis meiner Unwissenheit‘ getragen werden (Abh.Einl.10) Sie sind jederzeit revidierbar und veraenderbar. Dass Revidieren und Veraendern im Diskurs mit der „Gelehrtenrepublik“ seiner Zeit gelaenge, wuenschte sich Hume fuer die Veroeffentlichung seines TREATISE.

Es entsprach vermutlich seiner Auffassung von seiner Menschenwissenschaft genauso wie von Wissenschaft ueberhaupt, dass sie ein niemals endendes Forschen kennzeichnet. In unseren Wissenschaften ist immer noch von Zielen, Erkenntnissen und Fortschritt die Rede, sodass der Eindruck entsteht, Wissenschaftler glaubten, dass sie irgendwann einmal alle Raetsel der Welt geloest haben duerften. Ganz anders Hume: „Und obwohl ich anstrebe alle erreichbaren ‚principles‘ so allgemeingueltig wie moeglich zu fassen, indem ich der jeweiligen zu erforschenden Fragestellung bis in jedes Detail nachgegangen bin und dabei alle Ergebnisse auf elementarste und eine minimale Anzahl von Ursachen zurueckgefuehrt habe, bin ich sicher, dass das Erforschen der menschlichen Natur nie enden wird. Denn jede Hypothese, von der angenommen wird, dass sie die allerletzten urspruenglichen Eigenschaften der menschlichen Natur zum Vorschein bringen soll, ist ohne Hinsehen auf Sachverhalte als vorurteilsbehaftet und der Fantasie entsprungen abzulehnen.“ (Abh.Einl.8) Es scheint so, dass menschliche Sichtweisen und Sachverhalte sich staendig aendern. Davon auszugehen, dass wissenschaftliche und alltaegliche Kenntnisse je an ein Ende kommen, hieße diese Realitaet zu ignorieren.     

 

4 Kommentare zu “Menschenwissenschaft III

  1. Hm, also anders gesagt bedeutet das dann doch, dass jegliche Wissenschaft gleichzeitg fürn Hintern ist, da man eh nie ankommt und sich die Ergebnisse von Mensch zu Mensch unterscheiden können. Der Mensch, gefangen in Subjektivität, hat gar keine Möglichkeit zu allgemeingültigen „principles“ zu gelangen. Richtig verstanden?

    • Das dürfte ein sehr zutreffender Kommentar sein.
      Allgemeingültiges dürfte sich aus Humeschen Texten darauf beziehen können, was sich im Hinblick auf die Zusammenschau von Sachverhalten als Hauptcharakteristikum bzw. als ‚principle‘ ergeben kann. Ein berühmtes Beispiel dafür ist das Humesche Kausalitätsprinzip.

  2. Mit Hume habe ich mich bisher nie beschäftigt, wenngleich ich mich erinnere damals im Abitur einen Text von ihm vor der Nase gehabt zu haben. Das Kausalitätsrinzip muss ich mir also nochmal ansehen dahingehend. Danke jedenfalls dafür, sich große und wichtige Philosophen anzusehen ist ja durchaus eine „abendfüllende Tätigkeit“, um es noch nett zu formulieren, zu der Otto-Normal-Leser kaum noch die Möglichkeit hat. Da ist ein Blog wie der Ihrige perfekt, da kriegt man in wohl dosierten Häppchen immer wieder mal etwas verabreicht, zum geistigen drauf herum kauen, sozusagen.

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