Hume: „Ich möchte Erfahrbares und Erforschbares studieren!“

Dass es sich lohnen duerfte, Hume zu revisitieren, koennte auch folgendes Resuemee des 22jaehrigen Philosophen nahe legen.

„Ich habe herausgefunden, dass die Philosophie ueber menschliches Handeln seit der Antike mit derselben Unzulaenglichkeit arbeitet wie die Naturwissenschaften. Beide gehen m.E. ausschließlich von Hypothesen, d.h. ueberwiegend von Erfindungen aus, anstatt sich auf Erfahrbares und Erforschbares zu beziehen. Jeder Philosoph bemueht seine Fantasie und errichtet Chimaeren inner- und zwischenmenschlicher Tugenden (Idealitaeten) und erfuellender Lebenskonzepte, ohne die menschliche Natur mit einzubeziehen, von der – aus meiner Sicht – jede philosophische Schlussfolgerung ueber gesellschaftsweit praktizierte Mitmenschlichkeit ausgehen muesste.

Deshalb moechte ich vor allem Erfahrbares und Erforschbares studieren und dieses als Quelle von Kenntnissen sowohl fuer aesthetische wie fuer humane Wissenschaften verwenden. Ich halte es inzwischen fuer eine Tatsache, dass die meisten verstorbenen Philosophen Opfer ihrer eigenen ueberragenden geistigen Faehigkeiten geworden sind.

Außerdem bin ich sicher, dass man nicht viel mehr tun muss, um zu verwertbaren Ergebnissen zu kommen, als alle diese alten Vorurteile zugunsten der eigenen Meinung oder der anderer wegzuwerfen. Davon duerfte es letztlich abhaengen, ob meine Schlussfolgerungen fuer zutreffend gehalten werden oder nicht. Innerhalb der letzten drei Jahre habe ich meine Schlussfolgerungen in einem Ausmaß vervielfacht, dass ich damit viele Stapel Papier mit Notizen fuellen konnte, die nichts weiter als meine eigenen Erfindungen enthalten.“

Diese Notizen bildeten die schriftliche Grundlage fuer Humes „Treatise Of Human Nature“.

(David Hume: Brief an einen Arzt. Edinburgh 1734. Abgedruckt in John Hill Burton: Life and Correspondance of David Hume. Edinburgh 1846. Band I. S. 30 – 39. Die Veroeffentlichung ist als PDF im Widget „Ueber Hume“ verlinkt und komplett downladbar bei Google-Buch.)

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